Von Dr. med. Manfred Horst.
Seit einem Jahr befindet sich die Welt im Ausnahmezustand. Um dessen Berechtigung und Zielsetzung führen wir alle heftige Diskussionen. Im Folgenden habe ich die meines Erachtens wichtigsten Fakten zur medizinisch-epidemiologischen Situation zusammengestellt und analysiert. Die Fakten sind unbestritten und unbestreitbar. Die Analysen stehen zur Diskussion.
1. Klinisches Bild
Fakten:
- Die Symptome der von dem SARS-CoV-2-Virus hervorgerufenen Erkrankung sind die gleichen wie die von auch anderen Erregern menschlicher Atemwegsinfektionen hervorgerufenen, das heißt sie sind unspezifisch (siehe unten).
- Die Mehrzahl der mit dem Virus infizierten Personen entwickelt entweder gar keine oder nur leichte Symptome und wird ohne Krankenhausaufenthalt wieder vollständig gesund.
- Schwere und tödliche Verlaufsformen betreffen vor allem ältere Menschen mit Vorerkrankungen.
Symptome der COVID-19-Erkrankung (übersetzt nach www.who.int)
Häufigste Symptome:
• Fieber
• Trockener Husten
• Müdigkeit
Seltenere Symptome:
• Gliederschmerzen
• Halsschmerzen
• Durchfall
• Bindehautentzündung
• Kopfschmerzen
• Verlust des Geschmacks- oder Geruchssinns
• Verfärbung an Fingern oder Zehen oder Hautausschlag
Schwere Symptome:
• Atembeschwerden oder Kurzatmigkeit
• Schmerzen oder Druckgefühl im Brustbereich
• Verlust der Sprach- oder Bewegungsfähigkeit
Analyse:
Der Mensch muss sich seit Urzeiten mit einer großen Anzahl von kontinuierlich mutierenden Atemwegsviren (bekannteste und häufigste Vertreter: Rhino-, Adeno-, Corona-, Influenza- und Parainfluenza-Viren) auseinandersetzen. Als Kleinkinder mit ständig triefender Nase entwickeln wir eine Grundimmunität, die dann im Erwachsenenalter – vor allem in den „Erkältungsjahreszeiten“ – des Öfteren auf die Probe gestellt und von neu mutierten Viren weiter trainiert wird. Schwere Verlaufsformen, im allgemeinen virale Pneumonien (Lungenentzündungen), sind praktisch für alle bekannten Virenarten beschrieben und betreffen hauptsächlich ältere Menschen mit Vorerkrankungen und geschwächtem Immunsystem. Bei diesen Patienten – vor allem wenn sie bettlägerig werden – sind Lungenentzündungen auch sehr häufig.
Was ist dann eigentlich an dem „SARS-CoV-2“ genannten mutierten – und munter weiter mutierenden – Coronavirus so besonders?
- Es mag sein, dass dieses Virus wesentlich häufiger zu schweren Verlaufsformen und Todesfällen führt als bisher bekannte Viren. Da wir noch nie versucht haben, diese Häufigkeit für irgendeines der Atemwegsviren spezifisch zu eruieren, ist eine solche Aussage jedoch von vornherein kaum möglich. Die Tatsache, dass sich das Alters- und Vorerkrankungsprofil der schweren Covid-19-Fälle nicht von dem der bei fast allen anderen Atemwegsviren bekannten gefährlichen Verlaufsformen unterscheidet, legt aber eigentlich die Annahme nahe, dass es sich hier um einen weiteren, wahrscheinlich nicht außergewöhnlichen Vertreter dieser Klasse handelt.
- Es mag sein, dass die schwere Covid-19-Verlaufsform ein spezifisches, bisher nicht bekanntes klinisches Syndrom darstellt; dies wird von einigen Ärzten und Klinikern behauptet. Allerdings stellen auch diese Kollegen ihre Diagnose nie rein klinisch (nur aufgrund der Symptome), sondern immer mithilfe eines Labortests. Relativ charakteristische Symptomformen und Röntgen- oder CT-Bilder waren außerdem auch schon vorher für andere Atemwegsviren beschrieben worden; im klinischen Alltag war allerdings kaum je versucht worden, den spezifischen Erreger einer Viruspneumonie zu bestimmen.
- Es mag sein, dass manche Menschen länger an der durch dieses Virus verursachten Krankheit oder an Folgeerscheinungen leiden („Long Covid“). Allerdings sind Spätfolgen auch für andere Atemwegsviren beschrieben, insbesondere natürlich für Grippeviren. Weiterhin wird jetzt wohl bei fast jedem vormaligen Covid-19-Patienten, der sich nicht vollständig gesund fühlt oder nachgerade an einer anderen Erkrankung erkrankt, ein Zusammenhang mit SARS-CoV-2-Virus postuliert. Vielleicht kann inzwischen auch schon die alleinige Tatsache, an Covid-19 erkrankt – oder nur SARS-CoV-2 testpositiv gewesen zu sein –, manche Menschen krank machen. Wie dem auch immer sei, es gibt noch keine wissenschaftlich seriöse Untersuchung etwaiger spezifischer Langzeitfolgen einer Infektion mit diesem Virus.
- Es mag sein, dass dieses Virus aufgrund von biochemischen und/oder physiologischen Eigenheiten besonders „ansteckend“ ist. Auch hier fehlen uns aussagekräftige Vergleichsdaten; Atemwegsinfektionsketten sind grundsätzlich nur sehr schwer nachzuverfolgen. Allerdings können auf engem Raum mit Erkrankten zusammenlebende Familienmitglieder oft symptomlos und testnegativ bleiben, und Ansteckungen in der frischen Luft sind selten – diese Tatsachen sprechen eher gegen eine sich feuersbrunstartig ausbreitende Epidemie und für die typische Infektionsdynamik eines Erkältungsvirus.
- Es mag sein, dass dieses Coronavirus so weit von den unserem Immunsystem schon bekannten „wegmutiert“ ist, dass wir ihm sozusagen schutzlos ausgeliefert sind. Wenn dies so wäre, könnte man aber die hohe Anzahl von symptomlosen Infektionen schlichtweg nicht erklären – sie beweisen, dass viele Menschen schon eine Grundimmunität (beziehungsweise Kreuzimmunität mit anderen Coronaviren) besitzen. Wie eben die meisten Menschen mit einer Grundimmunität gegen die meisten dieser ständig mutierenden Atemwegsviren ausgestattet sind.
- Es mag aber auch sein, dass das einzig wirklich Besondere an diesem Virus darin besteht, dass die Menschheit ihm mit spezifischen Tests hinterherläuft und jeden positiv Getesteten zu einem „Infizierten“, einem „Fall“ erklärt. Mag sein, dass ein paar schlimme Bilder und Medienberichte die meisten von uns – Pflegepersonal, viele Ärzte und vielleicht auch Wissenschaftler und Politiker inklusive – in eine völlig irrationale Panik und Hysterie versetzt haben. Mag sein, dass wir das theoretisch jedes Jahr (jeden Winter – es handelt sich schließlich um Erkältungsviren) und mit fast allen frisch mutierten Rhino-, Adeno-, Corona-, Influnza- oder Parainfluenza-Viren mit ähnlichen Resultaten wiederholen könnten.
2. Sterblichkeit
Fakten:
- Die Altersverteilung der „an und mit“ Corona Verstorbenen entspricht der allgemeinen Sterbeverteilung; ihr durchschnittliches Sterbealter beträgt in allen europäischen Ländern 80 Jahre und mehr.
- Im Jahr 2020 gab es in einigen Ländern im Vergleich zum Mittel der vorangegangen 5 Jahre eine relative Untersterblichkeit von bis zu 5 Prozent, in den meisten anderen eine relative Übersterblichkeit von zwischen 1 und knapp über 10 Prozent.
Analyse:
Die Tatsache, dass die Altersverteilung der „an und mit Corona“ Verstorbenen überall auf der Welt der allgemeinen Sterbeverteilung entspricht, legt die Hypothese nahe, dass diese Kohorte (Gruppe von Menschen) ein Teil der normalen Bevölkerungssterblichkeit ist. Wir müssen nun einmal alle sterben, und im Durchschnitt sterben wir im mittleren Sterbealter der Gesamtbevölkerung. Kein Staat der Welt kann das verhindern.
Wir wollen aber alle möglichst verhindern, dass bestimmte Faktoren unser Leben verkürzen – also müssen wir herausfinden, welche Faktoren das sind. Beim regelmäßigen Tabakkonsum sind wir inzwischen sicher. Beim Tragen roter Socken erscheint uns das sicher sehr unwahrscheinlich, aber vielleicht sollten wir uns bei Gelegenheit einmal dessen vergewissern. Um also festzustellen, ob das Tragen roter Socken gefährlicher ist als das andersfarbiger, würden wir die Altersverteilung in der Kohorte von mit roten Socken Gestorbenen untersuchen.
Gibt es hier einen Unterschied zur Gesamtbevölkerung, ist insbesondere der Durchschnitt niedriger als der der andersfarbig Besockten (das heißt sind diese Menschen im Mittel in einem jüngeren Alter gestorben), würden wir die – dann sicherlich noch weiter zu untersuchende – Hypothese aufstellen, dass rote Socken besser zu meiden sind. Ist die Altersverteilung aber gleich (was wir wohl erwarten würden), und könnten wir dieses Ergebnis in vielen Kohorten wiederholen (wie zum Beispiel in verschiedenen Ländern), würden wir schließen, dass die rote Sockenfarbe keinen Einfluss auf die Sterblichkeit hat, dass sie eine sogenannte Zufallsvariable ist.
Auf diese (retrospektive, das heißt „zurückschauende“) Art und Weise untersuchen Epidemiologen bestimmte Variabeln, wie zum Beispiel Lebensgewohnheiten und -umstände, Krankheitserreger oder -diagnosen, um deren etwaigen Einfluss auf die Mortalität (Sterblichkeit) in der Bevölkerung in einem ersten Schritt zu ermitteln.
Nun ist es natürlich richtig, dass man mit dem Erreichen eines gewissen Alters immer eine gewisse Restlebenserwartung hat, die dann höher ist als bei Geburt: In Deutschland sind das mit 70 Jahren noch ca. 16, mit 80 noch 9, mit 90 noch 4, und mit 100 noch 2 zusätzliche Jahre. Auf dieser Art von Kalkül gründen zum Beispiel die Lebensversicherer ihre Prämienberechnungen. In einer Reihe von kürzlich publizierten wissenschaftlichen Artikeln wird nun diese Restlebenswerwartung von Lebenden auf die „an und mit Corona“ Gestorbenen übertragen und somit berechnet, dass ihnen angeblich um die 12 Lebensjahre verlorengegangen seien. Sie wären demnach im Mittel weit über 90 Jahre alt geworden, wenn sie das Virus nicht niedergestreckt hätte. Das ist per se wohl schon nicht wirklich plausibel. Außerdem würde man auf diese Weise selbstverständlich auch zu dem Schluss kommen können, dass rote Socken (oder welche Zufallsvariable auch immer) lebensgefährlich sind und mit allen dem Staat zur Verfügung stehenden Mitteln bekämpft werden müssen.
Seit März 2020 können wir sowohl wegen der Altersverteilung als auch wegen der Multimorbidität (der praktisch durchwegs festzustellenden Präsenz anderer schwerer Krankheiten) bei den mit einem positiven Test für SARS-CoV-2 Verstorbenen annehmen, dass sie einen Teil der normalen und nicht zu verhindernden Sterblichkeit der Allgemeinbevölkerung darstellen und daher diese auch nicht signifikant verändern können.
Dass jetzt für manche – aber nicht für alle – Länder eine gewisse Übersterblichkeit für das Jahr 2020 berichtet wird, muss näher analysiert werden; das kann in keinem Fall unbesehen als Corona-induzierte Übersterblichkeit deklariert werden. Der Vergleich mit einem Mittel vorheriger Jahre ist für Länder mit zunehmender Bevölkerung und/oder zunehmender Alterung wie zum Beispiel den USA gegebenenfalls schon irreführend, da solche Faktoren ja zwangsläufig zu einer kontinuierlichen Erhöhung der Sterbezahlen führen.
Für die allermeisten Länder können seriöse statistische Analysen keine signifikante Jahresübersterblichkeit für das Jahr 2020 nachweisen. In jedem Fall aber wären Angst und Panik, Versäumnisse und Desorganisation bei der Gesundheitsfürsorge und der Behandlung anderer Krankheiten sowie weitere Auswirkungen der staatlichen restriktiven Maßnahmen ebenso mögliche und auch wahrscheinliche (in jedem Fall zu untersuchende) Ursachen für eine etwaige tatsächliche Übersterblichkeit.
3. Diagnose – die „Tests“
Fakten:
- Die erhältlichen PCR- und Antigentests folgen verschiedenen Laborprotokollen. Verbindliche nationale oder internationale Standards existieren nicht.
- Die Tests spüren der Präsenz von Virusbruchstücken nach. Ein positiver Test beweist keine Infektion mit vermehrungsfähigen Viren.
- Allen Labortests sind gewisse Fehlerraten zu eigen (Sensitivität, Spezifizität). Diese unter Idealbedingungen definierten Fehlerraten erhöhen sich notwendigerweise bei unsachgemäßer und/oder massenhafter Anwendung.
- Zum ersten Mal in der Medizingeschichte verfolgen wir einen bestimmten Erreger von Atemwegsinfektionen mit massenhaften Tests in der Bevölkerung.
Analyse:
Von der Testung hängt alles ab. Angesichts des von einer SARS-CoV-2-Infektion verursachten unspezifischen klinischen und epidemiologischen Bildes muss zumindest die Hypothese aufgeworfen werden, dass wir ohne diese Labordiagnostik wenig von einer „Pandemie“ spüren würden, auch wenn wir unser Leben ganz normal weiterleben würden.
Eine Vielzahl von Viren huscht ständig über die Schleimhäute unserer Atemwege; meist wird unser Immunsystem lautlos mit ihnen fertig und erlaubt ihnen keine weitere Vermehrung. Im Falle einer temporären Schwächung unserer Immunabwehr (zum Beispiel einer „Erkältung“) und/oder bei einer besonders starken Exposition (Aufnahme einer starken „Viruslast“) reagiert unser Körper mit einer Entzündung, die sich als Schnupfen, Husten, Heiserkeit, Fieber und allgemeinem Unwohlsein bemerkbar macht. Welches (oder welche – sogenannte Co-Infektionen, wie zum Beispiel mit SARS-CoV-2 und Influenza-Viren kommen durchaus vor –) spezifische Virus für diese Symptome verantwortlich ist, war bisher im klinischen Alltag nie untersucht worden – es hat ja auch keinerlei therapeutische Konsequenz.
Seit letztem Jahr verfolgen wir die Präsenz von Bruchstücken eines spezifischen Atemwegsvirus mit massenhafter Labortestung nicht nur bei Erkrankten, sondern auch (und inzwischen vor allem) bei Gesunden, und erklären sie zu „Infizierten“, sobald irgendeiner dieser Tests mit irgendeiner Methode irgendein über unsere Schleimhäute huschendes Virustrümmerteil nachweist oder nachzuweisen vorgibt. Angesichts der bekannten Saisonalität von Atemwegsviren ist es nicht überraschend, dass wir in der kalten Jahreszeit mehr „Infizierte“, Krankenhauseinweisungen und Todesfälle nachweisen als im Sommer – das wäre auch bei jedem anderen dieser Erreger nicht anders.
Völlig gesunde Menschen werden wegen ihrer Testergebnisse reihenweise in Quarantäne gesteckt, unter der Annahme, dass sie andere Leute anstecken und gefährden könnten. Ob eine solche „asymptomatische Ansteckung“ mit dem Virus überhaupt existiert, sei dahingestellt. (Es sei aber angemerkt, dass auf dieser nicht nachgewiesenen Annahme alle staatlichen Zwangsmaßnahmen beruhen.) Das Virus ist in jedem Fall inzwischen endemisch, d.h. es zirkuliert – und mutiert – ständig in der Bevölkerung; wenigstens das haben die Massentests gezeigt. Daran kann die Isolierung von klinisch Gesunden, daran können sämtliche staatliche Maßnahmen nichts ändern.
Jede Krankenhauseinweisung – aus welchem Grund auch immer – wird von einem oder (meist) mehreren SARS-CoV-2-Tests begleitet, und der Patient wird zu einem „Corona-Fall“ erklärt, sobald einer dieser Tests anschlägt. Anscheinend geschieht dies manchmal sogar ohne positiven Test – es gibt ja in vielen Ländern finanzielle und andere Anreize für die Aufnahme und Behandlung von „Corona-Patienten“. Auf diese Weise kommt dann zu guter Letzt natürlich auch eine Reihe von Corona-Totenscheinen zusammen.
Bei schweren Verlaufsformen von Atemwegsinfektionen mag eine spezifische Erregeridentifizierung – mit validierten Verfahren! – unter Umständen therapeutisch relevant sein. Ansonsten ist die zur Zeit laufende Massentestung medizinisch sinnlos und führt einerseits zu Angst und Verunsicherung in der Bevölkerung, andererseits notwendigerweise auch zur Vernachlässigung anderer, wichtigerer Belange im Gesundheitswesen.
4. Therapie
Fakten:
- Die medizinische Therapie einer symptomatischen COVID-19-Infektion ist prinzipiell die gleiche wie die anderer viraler Atemwegserkrankungen; die spezifische Wirksamkeit mancherorts angewandter Pharmaka (Hydroxychloroquin, Ivermectin, Immunglobuline) ist umstritten.
- Schwere Verlaufsformen können zu respiratorischer Insuffizienz (Atemwegsversagen) und Abfall der Sauerstoffsättigung im Blut führen – wie prinzipiell alle Lungenentzündungen.
- Die Entscheidung der Regierungen, diesem neumutierten Coronavirus nicht nur medizinisch, sondern auch mit gesellschaftlichen und politischen Maßnahmen zu begegnen, beruhte ursprünglich auf der Überlegung, den Krankenhäusern und Intensivstationen ein paar Wochen Zeit für den erwarteten epidemischen Ansturm von Patienten geben zu wollen – „flatten the curve“.
- Über das letzte Jahr sind von verantwortlichen Politikern und ihren wissenschaftlichen Beratern verschiedene und wechselnde Parameter (R-Wert, Testpositivenrate, Sterblichkeit, Krankenhaus- und Intensivbettenbelegung, Fallinzidenz etc.) sowie verschiedene und wechselnde Werte dieser Parameter als Zielvorgaben für ihre präventiven Maßnahmen benannt worden.
Analyse:
Die medizinische Therapie einer symptomatischen SARS-CoV-2-Infektion ist genau dies – symptomatisch. Der Erreger kann nicht medikamentös ausgeschaltet werden, antivirale Therapien haben sich (jedenfalls bis jetzt) als wirkungslos erwiesen. Letztendlich muss der menschliche Körper selbst mit ihm fertig werden – und in den allermeisten Fällen tut er das auch. Wir können nur die etwaigen, durch diesen Kampf hervorgerufenen Entzündungszeichen lindern; dies gilt für SARS-CoV-2 genauso wie für alle anderen Atemwegsviren.
In der durch die Bilder und Meldungen aus Wuhan verursachten Panik haben wir wohl bei der Behandlung schwerer Fälle mit intensivmedizinischen Eingriffen wie künstlicher Beatmung teilweise weit über dieses Ziel der Linderung hinausgeschossen und damit den medizinischen Leitsatz „primum non nocere“ (vor allem keinen Schaden anrichten) bei vielen schwerkranken Menschen leider deutlich verletzt. Die Indikation zur intensivmedizinischen Intervention wird inzwischen meist mit größerer Vorsicht gehandhabt und individuell unter nüchterner Abwägung der Erfolgsaussichten und Risiken gestellt.
Unter dem Eindruck der Bilder und Meldungen aus Wuhan (und dann aus Bergamo), befeuert außerdem von ein paar epidemiologischen Modellrechnungen, haben die Vertreter unserer Gesellschaften präventive Maßnahmen beschlossen, um die Verbreitung dieses speziellen Atemwegsvirus einzudämmen und um einen erwarteten Ansturm auf unsere Krankenhäuser abzuschwächen.
Seit einem Jahr sind unsere Gesundheitssysteme weitgehend auf die Verhinderung von Virusübertragungen umgestellt – überall stößt man auf Schutzanzüge, Covid-Korridore, Desinfektionsmittel, Teststationen, Quarantänezimmer und so weiter. Die nachgewiesene zahlenmäßige Belastung von Ärzten, Notaufnahmen, Krankenhäusern und Intensivstationen hat trotz dieses sicherlich enormen zusätzlichen administrativen und organisatorischen Aufwands allerdings in der Gesamtheit nicht entscheidend zugenommen – in vielen Ländern und Regionen ist nachgewiesenermaßen sogar eher das Gegenteil der Fall.
Welche Parameter sollen eigentlich unter welchen Umständen jetzt zur Rücknahme der als temporär eingeführten präventiven Maßnahmen führen? Das SARS-CoV-2-Virus und seine mutierten und ständig mutierenden Abkömmlinge sind längst endemisch. Mutierte Atemwegsviren wird es immer geben, jedes Jahr neue, mit variabler, aber aller Voraussicht nach grundsätzlich medizinisch beherrschbarer Gefährlichkeit. Wollen wir deswegen den permanenten gesellschaftlichen Ausnahmezustand ausrufen?
5. Staatliche, „nicht pharmazeutische“ Maßnahmen
Fakten:
- Die von den westlichen Demokratien beschlossenen staatlichen Maßnahmen zur Bekämpfung von SARS-CoV-2 folgen dem anfänglichen Beispiel der chinesischen Diktatur, nicht den eigenen, vorbereiteten Pandemieplänen, und auch nicht den ursprünglichen Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation.
- Bis zum heutigen Tag hat kein Staat eine dokumentierte Analyse von Kosten und Nutzen seiner Maßnahmen vorgelegt, geschweige denn zur Richtschnur seiner Beschlüsse gemacht.
- Für keine der staatlichen Maßnahmen und Auflagen gibt es einen eindeutigen, wissenschaftlich unstrittigen Wirksamkeitsnachweis.
- Es ist unstrittig, dass die staatlichen Maßnahmen menschliche und wirtschaftliche Schäden verursachen.
Analyse:
Würde man die Panoplie der im Zuge der Pandemie-Bekämpfung des letzten Jahres der Bevölkerung auferlegten Zwangsmaßnahmen wie häusliche Internierung, Berufs-, Kontakt-, Sport- und Verweilverbote, Maskenpflicht etc. als zulassungspflichtige Arzneimittel prüfen, müssten sie alle einerseits ihre therapeutische Wirksamkeit, andererseits ihre Unbedenklichkeit oder doch zumindest ihr im Vergleich zum nachgewiesenen Nutzen akzeptables Nebenwirkungsprofil belegen.
Da praktisch alle diese Maßnahmen zum ersten Mal in der Weltgeschichte bei der – im allgemeinen gesunden – Allgemeinbevölkerung zur Anwendung kamen, wurden und werden sie politisch und behördlich ohne vorherigen Wirksamkeitsnachweis durchgesetzt, mit der Maxime, dass zwischenmenschliche Kontakte – und damit der mögliche Austausch von Viren – zu vermeiden oder auf ein Minimum zu reduzieren seien.
Inzwischen ist offensichtlich, dass weder der zeitliche Verlauf innerhalb einzelner Länder noch der Vergleich zwischen Ländern mit verschiedenen Maßnahmen eine Beeinflussung des Epidemieverlaufs (insbesondere der Sterblichkeit) durch die staatlichen Interventionen belegen können. Wenn ohne harte Restriktionen tatsächlich hunderttausende mehr Menschen dem Virus zum Opfer fallen würden, dann hätte man das in Europa im letzten Sommer, und dann hätte man das übers Jahr in Schweden, in Weißrussland, in Südkorea, in Japan, in Florida und in einigen anderen US-Staaten sehen müssen.
Es ist aber eher das Gegenteil der Fall – die höchste Sterblichkeit gab und gibt es während der Zeiten und in den Ländern mit harten lockdowns. Das Virus verbreitet sich nach seinen eigenen Gesetzmäßigkeiten, in einem klaren jahreszeitlichen Rhythmus – es ist ein Erkältungsvirus, das sich keinen Deut um staatliche Vorgaben schert. Auch Australien und Neuseeland werden sich kaum auf Dauer von ihm – und dem Rest der Welt – abkoppeln können (wozu auch?).
Welch enorme Schäden die staatlichen Zwangsmaßnahmen hingegen hervorrufen, wird immer deutlicher, auch wenn die Mehrheit der westlichen Bevölkerung sie bis jetzt anscheinend noch nicht am eigenen Leib zu spüren bekommt.
Das Wachstum der Weltwirtschaft wird in einem gigantischem Ausmaß abgebremst und in den Rückwärtsgang gesteckt. Zunächst leiden darunter vor allem die ärmeren Länder, wo Elend und Hunger wieder zunehmen – nachdem diese in den letzten Jahren und Jahrzehnten eine stetige Reduktion erfahren hatten. Mit den Billionen Euro oder Dollar, die die Welt im letzten Jahr ohne die staatlichen Restriktionen zusätzlich erwirtschaften hätte können, wären Millionen von Menschenleben zu retten gewesen (und wären wohl auch gerettet worden). Der oft vorgebrachte Gegensatz zwischen Wirtschafts- und Lebensrettung ist realitätsfremd; Wohlstand und wirtschaftlicher Austausch sind Grundvoraussetzungen für eine effektive Gesundheitsfürsorge und -versorgung. Der reiche Westen hätte mit den ihm im letzten Jahr entgangenen Steuereinnahmen viele Krankenhäuser bauen und Pflegekräfte einstellen können. In den Entwicklungsländern führt unser Lockdown zu massenhaftem Elend und Hungertod – vor allem auch von Kindern.
Die Untersuchung der weiteren direkten und indirekten Folgen von staatlicher Angstpropaganda und medialer Panikmache, von Freiheitsentzug, von sozialer Isolierung, von Berufs-, Zusammenkunft-, Sport- und Ausgehverboten, von Schulausfällen, von angstneurotischer Kindererziehung, von Gesichtsverhüllungspflicht und anderen Hygienezwängen läuft jetzt langsam an. Es ist kaum anzunehmen, dass sie den staatlichen und gesellschaftlichen Maßnahmen im Ergebnis ein akzeptables Nebenwirkungsprofil bescheinigen wird.
6. Impfung
Fakten:
- Die SARS-CoV-2 Impfstoffe wurden in Rekordzeit und unter Auslassung vieler von den Zulassungsbehörden eigentlich vorgeschriebener Schritte entwickelt.
- Die klinischen Zulassungsstudien belegen eine vorbeugende Wirksamkeit gegen Erkältungssymptome mit positivem SARS-CoV-2-Test und zeigen einen – statistisch nicht aussagekräftigen – Trend zur Reduktion von schwereren Verlaufsformen mit positivem SARS-CoV-2-Test.
- Eine präventive Wirkung gegen Mortalität (Tod) wurde nicht nachgewiesen; ein solcher Nachweis ist offensichtlich auch nicht geplant.
Analyse:
Die „Durchimpfung“ der gesamten Menschheit wird augenblicklich von vielen unserer Experten und Politiker als der einzig mögliche Weg bezeichnet, um die Bevölkerung wieder in ein normales Leben entlassen zu können. Die (vorläufige) Zulassung von in weniger als einem Jahr entwickelten Impfstoffen geschah unter hohem politischem Druck. Aufgrund des Fehlens der eigentlich vorgeschriebenen Sicherheitsstudien – zum Beispiel der Langzeittoxikologie in mehreren Tierarten – und der sehr kurzen klinischen Beobachtungszeit können wir nur hoffen, dass diese Produkte keine schwerwiegenden Nebenwirkungen zeitigen werden. Auch wenn wir das bei keinem neuen Arzneimittel je ganz ausschließen können – die regulatorisch normalerweise verordneten Entwicklungsschritte beruhen auf medizinhistorischer Erfahrung und haben ihren Sinn.
Eine solche „Notzulassung“ einer neuen medizinischen Intervention kann ggf. vielleicht gerechtfertigt werden durch ihre eindeutig nachgewiese Wirksamkeit und die Schwere der zu behandelnden Erkrankung. Keiner dieser beiden Faktoren trifft jedoch für die SARS-CoV-2-Impfstoffe zu:
Die publikumswirksam proklamierte Wirksamkeit der bisher zugelassenen Produkte ist eine in klinischen Studien demonstrierte, statistisch signifikante Reduktion von Erkältungssymptomen mit einem positiven Test im Vergleich zu Placebo (oder, im Fall des AstraZeneca-Impfstoffs, seltsamerweise auch im Vergleich zu einer Meningitis-Impfung). Dass diese Vakzine tatsächlich bei Menschen mit Fieber, Husten, Heiserkeit die Nachweisbarkeit von SARS-CoV-2 stark verringern, ist sicherlich ein interessantes biologisches Resultat.
Für den einzelnen Menschen, für den Patienten ist das aber zunächst einmal irrelevant. Er will einfach grundsätzlich weniger Fieber, Husten, Heiserkeit haben, egal wodurch verursacht – und eben das ist in den klinischen Studien nicht nachgewiesen worden. Die in den eigentlich besten medizinischen Fachzeitschriften der Welt (New England Journal of Medicine, The LANCET) veröffentlichten Artikel geben die in den Vergleichsgruppen aufgetretenen absoluten Gesamtzahlen von Symptomen nicht an. Da die meisten dieser Symptome aber auch als Nebenwirkung nach der Impfung aufgelistet und dort in den jeweiligen Impfgruppen wesentlich häufiger auftraten als unter Placebo, und auch wesentlich häufiger auftraten als die zum klinischen Endpunkt erkorenen symptomatischen SARS-CoV-2-Infektionen, kann und muss wohl geschlossen werden, dass die Menschen in der Impfgruppe signifikant häufiger krank wurden als die in der Placebo-Gruppe.
Auch wenn sie in allen Studien zu selten vorkamen, als dass man einen statistisch signifikanten Effekt hätte belegen können – für die sogenannten schweren Verlaufsformen gilt sinngemäß das Gleiche: Dem Menschen, dem Patienten ist es zunächst einmal völlig egal, ob seine Atemnot, seine Krankenhauseinweisung oder sein Tod mit einem positiven SARS-CoV-2-Test einhergehen oder nicht. Für einen wirklich relevanten Wirksamkeitsnachweis all dieser Impfungen müssten grundsätzlich stringente Mortalitätsstudien (das heißt man vergleicht die absolute Todesrate nach Vakzine-Impfung mit der nach Placebo-Impfung) oder zuallermindest sogenannte kombinierte Endpunktstudien (zum Beispiel Tod oder Krankenhauseinweisung) gefordert werden.
Das ist aber offensichtlich nicht geplant – wohl aus gutem Grund. In den bisher veröffentlichten klinischen Impfstudien mit insgesamt weit über 100.000 Probanden gab es keinen einzigen COVID-19-Todesfall. Die Krankheit ist offensichtlich nicht schwer genug, als dass eine gut konzipierte klinische Impfstudie überhaupt einen Effekt auf schwere Verläufe und Tod schlüssig nachweisen könnte.
7. Freiheit und Menschenrechte
Fakten:
- Stand heute (März 2021) sind in fast allen Ländern der Erde elementare Freiheits- und Menschenrechte ohne zeitliche Beschränkung eingeschränkt oder aufgehoben.
Analyse:
Gewählte und nicht gewählte Volksvertreter führen gegenwärtig einen (teilweise offen erklärten) „Krieg“ gegen ein Erkältungsvirus und zwingen damit ihre infantilisierten Bevölkerungen in einen dauernden Ausnahmezustand. Wie, und mit welchem Ergebnis dieser Krieg gewonnen werden soll, bleibt grundsätzlich offen, auch wenn von manchen bedeutenden Akteuren eine neue, totalitäre Normalität nach einem „Great Reset“ geplant und propagiert wird.
Die (zumindest vorgeblich) zum Schutz einer bestimmten „Risikogruppe“ getroffenen Maßnahmen der Regierungen beeinträchtigen andere Gruppen, ja die gesamte Bevölkerung massiv. Eigentlich ist dem modernen Rechtsstaat ein solches Handeln grundsätzlich verwehrt; er darf nicht aktiv unschuldige Menschen schädigen, um andere zu schützen. Selbst wenn wir es hier mit einer wirklich schlimmen Seuche, mit der Pest zu tun hätten – Menschen- und Grundrechte dürfen in ihrem Wesensgehalt nicht zur Disposition stehen, auch dann nicht, wenn demokratische Mehrheiten ihrer Abschaffung zustimmen sollten.
Wir befinden uns tatsächlich in einem Kampf, in einem Kampf um die Freiheit und um die Würde des Menschen. Wollen wir hoffen, dass dieser Kampf mit Fakten und rationalen Argumenten noch zu gewinnen ist.
Dr. med. Manfred Horst verbrachte den größten Teil seiner beruflichen Karriere in der pharmazeutischen Industrie. Im Jahr 2016 schied er aus leitender Position in der Forschungs- und Entwicklungsabteilung der Merck & Co. / MSD aus und ist seitdem als unabhängiger Berater tätig.